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Behind The Song: The Beatles / Lucy In The Sky With Diamonds

1967 war das Jahr der Liebe. Flower Power brach aus und die Hippie-Bewegung steuerte auf ihren ersten Höhepunkt zu. Songs wie “San Francisco (Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair)” von Scott McKenzie oder “California Dreamin” von The Mamas And Papas eroberten den Weltball und streuten die Vision einer neuen, friedlichen und freien Welt, freie Liebe und Bewusstseinserweiterung über die ganze Welt.
1967 war ein ganz besonderes Jahr. Ein Scheidepunkt einer ganzen Generation. Soziologisch gesehen war es eine hochinteressante Zeit und die Ursprünge und Folgen dieser Bewegung zu beschreiben, würde diesen Artikel sprengen. Es gibt ganze Bücher darüber, die die Zusammenhänge von Weltgeschehen (z.B. den Vietnamkrieg) und Veränderungen im Denken einer gesamten Generation beschreiben.
Eine der Hauptrollen spielten natürlich jene vier Herren aus England, die als The Beatles bekannt waren. Verwunderlich nur, dass sie niemals auf den den Zug der Flower Power-Bewegung aufsprangen. Lediglich George Harrison reiste im Jahr ’67 einmal nach San Francisco, um mit seiner Klampfe bewaffnet mit Hippies um ein Lagerfeuer zu sitzen und zu diskutieren. Wenn wir ehrlich sein wollen dann ging die Hippie-Generation an den Beatles vorbei. Sie bildeten ihre eigenen Visionen. Mit ihrer Reise nach Indien zum Guru Maharischi Mahesch Yogi versuchten sie sich selbst aus einem Gefängnis zu befreien, in das sie durch ihre Popularität gerieten und sie gehörig einschränkte. Das Jahr ’66 brachte Katastrophen mit sich, aus dem die Beatles im folgenden Jahr Konsequenzen zogen. Die Wichtigste davon war: keine Tourneen und Live-Auftritte mehr. Fans glaubten bereits die Trennung der Beatles sei nah, doch 1967 lieferten sie ein Album ab, das mehr als jedes Andere die Musikwelt verändern sollte. Die Rede ist von “Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band”. Doch auch wenn ich über dieses Album ausführlich schreibe, würde der Platz hier nicht ausreichen. Darüber gibt es Filme, Dokumentationen, Bücher, wissenschaftliche Abhandlungen und, und, und… vor allem: zahllose Gerüchte und Geschichten. Eine davon möchte ich hier erzählen.

Der Song “Lucy In The Sky With Diamonds” gehört zu den Bekanntesten des Albums “Sgt. Pepper”. Windige Journalisten behaupteten, der Song handle über die Erfahrungen John Lennons mit dem Rauschgift LSD. Schließlich bilden die Anfangsbuchstaben von Lucy, Sky und Diamonds diesen Begriff. Nicht weit hergeholt erscheint es deshalb weil die Beatles mit Drogen experimentierten. Inzwischen haben sie es mehrmals zugegeben… auch Verhaftungen wegen Drogenfunden hat es gegeben. (Zuletzt 1980, als Paul McCartney bei einer Tournee versuchte am Flughafen in Tokio / Japan Haschisch durch den Zoll zu schmuggeln).
Auch der Text von “Lucy” klingt nach einem LSD-Trip:

“Picture yourself in a boat on a river
With tangerine trees and marmalade skies.
Somebody calls you, you answer quite slowly,
A girl with kaleidoscope eyes”

Eine Frau mit kaladeiskopischen Augen sieht man sicher nur, wenn man vorher ordentlich was eingeschmissen hat… oder man hat eine lebhafte, lyrische Phantasie… und die hatte John Lennon ohne Zweifel.

John Lennon, der Dichter und Komponist des Songs, hat sich mehrmals zu diesem Song geäußert. Besonders spaßig fand ich seine Bemerkung: “Als ich von dem LSD-Gerücht hörte, begann ich bei allen Songs des Albums mir die Anfangsbuchstaben der Titel anzuschauen… aber ich fand nichts geheimnisvolles mehr.”.

Allen Verschwörungstheoretikern und Gerüchtestreuern sei nun endgültig gesagt: “Lucy In The Sky With Diamonds” ist kein Drogensong. Ob John Lennon beim Schreiben des Songs “bewusstseinserweitert”, also zugedröhnt war, kann ich natürlich nicht sagen, doch es gibt genügend Anhaltspunkte, dass es tatsächlich das Bild war, dass Johns Sohn Julian in der Schule malte. Dieses hat Julian seinem Vater gezeigt mit der Erklärung: “Das ist Lucy, mit Diamanten im Himmel”. Lucy war eine Schulfreundin von Julian. John war von dem Bild und dem Titel so inspiriert, dass er es als Grundlage für seinen Song nahm.
Es gibt mehrere Gründe, an diese Version der Geschichte zu glauben.
Hauptgrund ist natürlich, dass die Beatles oft und lange immer wieder zugaben LSD genommen zu haben. Warum sollten sie dann bei der Entstehungsgeschichte des Songs lügen? Welchen Sinn hätte das? Wenn es um LSD ging bei diesem Song, warum sollten sie das nicht eingestehen? Was wäre schon dabei… heute, über 50 Jahre später?
Weitere Gründe die glaubhaft machen, dass Julians Bild der Auslöser für den Song war, ist, dass auch die anderen Beatles dieses Bild sahen. Das haben sie mehrmals öffentlich versichert.

Ringo Starr: “John hat mir dieses Bild gezeigt. Es war ein Bild wie es kleine Kinder malen…man erkennt nichts darauf!”.

Paul McCartney: “Die Leute auf dem Bild flogen…wie bei Chagall. Typisch für ein Kinderbild!”.

Inzwischen kann man Julians Bild auch im Internet finden. Mir liegt es vor aber ich überlasse euch gerne die Recherche.

An alle Hippies sei gesagt: galubt ruhig weiter an die Geschichte einen Drogensong zu hören. Einem falschen Gerücht aufzusitzen ist oft beruhigender als sich der langweiligen Realität hinzugeben.

Behind The Song: The Rolling Stones / Angie

Es war zu Beginn der 70er Jahre. Mick Jagger war bereits zu einer Legende geworden. Mit den Rolling Stones prägte er wesentlich die Musik der 60er Jahre und die Rockmusik im Allgemeinen. Er war der wilde, raue Kerl, verboten sexy, offen, skandalumwittert. Zahllose Affären wurden im nachgesagt, er war der Womanizer schlechthin. Irgendwann jedoch kamen auch Gerüchte auf, die von sexuellen Beziehungen zu Männern erzählten. Namen wie Helmut Berger wurden in den Raum geworfen…und David Bowie.
Bowie stand noch relativ am Anfang seiner Karriere. „Man Of Words (Space Oddity)“ erschien 1969 und war der erste große Hit des bis zu seinem Tod 2016 erfolgreichen Musikers. Jagger und Bowie kannten sich bereits früh, sie waren sich in der Londoner Musiker-Szene oft begegnet.
Hier beginnt die Geschichte des Songs „Angie“, den noch heute jeder kennt: 1990 berichtet Angela Barnett, die geschiedene Ehefrau von David Bowie, dass sie ihren damaligen Mann zu Beginn der 70er Jahre mit Mick Jagger im Bett erwischte. Weiter wird erzählt sie sei geschockt gewesen, hätte eine Szene gemacht und war anschließend unendlich traurig. Jagger, dem das wohl sehr leid tat, schrieb angeblich anschließend das Lied „Angie“ und widmete es Angela Barnett.

“All the dreams we held so close
seemed to all go up in smoke
let me whisper in you ear
Angie Angie
where will it lead us from here”

und weiter

“I hate that sadness in your eyes”

David Bowie ließ die Aussagen seiner Ex-Frau umgehend von seinem Anwalt dementieren.

Doch die Spekulationen über den Song gingeen munter weiter. So ist „Angie“ auch der englische Codename für Kokain. Wenn dies gemeint sein sollte könnte man es als Abschied von einer Drogensucht interpretieren.
Doch auch eine ehemalige Lebensgefährtin von Keith Richards, eine gewisse Anita Pallenberg, könnte gemeint sein.
Offizielle Verlautbarungen sprechen jedoch von einer anderen Angela, nämlich der Tochter von Keith Richards.

Wie auch immer Mythen entstehen…es bleibt einer der bekanntesten Titel der Rolling Stones. Er erschien 1973 auf dem Album „Goats Head Soap“ und erreichte als Singleauskopplung unter anderem die Spitze der amerikanischen Billboard-Charts.

Selbst 2005 geriet dieser Song nochmals in die Schlagzeilen. Die CDU nutzte das Lied für ihren Wahlkampf zur Bundestagswahl…gemeint war natürlich Angela Merkel. Textlich passte der Song zwar überhaupt nicht…aber was solls. Die Stones verboten der CDU schließlich die Nutzung des Songs

Behind The Song: Carly Simon / You’re So vain

Wer ist denn nun?

Vor 1972 Jahren schaffte die amerikanische Sängerin und Songschreiberin Carly Simon ihren internationalen Durchbruch mit dem Album „Secrets“ und der daraus ausgekoppelten Single „You’re So Vain“. Der Song begründete zugleich eines der langlebigsten Geheimnisse der Rock-Geschichte. Wer kennt nicht die eingängigen, von Klaus Voormann gespielten Bassläufe, die das Lied anstimmen? Wir alle genießen noch heute das einsetzende Piano und die klare Stimme Simons, die von einem Mann singt, der ein eitler Gockel sein muss, der sich für den Besten hält und glaubt er sei der Nabel der Welt.

„Du denkst bestimmt, dieser Song ist über dich? Nicht wahr?“

Es ist eine Abrechnung mit jemandem, der Carly Simon wohl sehr nahe stand. Sarkastisch geschrieben, böse, vernichtend:

„You had me several years ago
When I was still quite naive
Well, you said that we made such a pretty pair
And that you would never leave
But you gave away the things you loved
And one of them was me
I had some dreams they were clouds in my coffee
Clouds in my coffee and

You’re so vain“

„Du hattest mich vor ein paar Jahren. Ich war so naiv. Du sagtest wir waren ein hübsches Paar und dass du mich niemals verlassen würdest. Doch du hast alle Dinge die du liebtest weggeworfen, eines davon war ich! Ich hatte Träume, doch sie waren wie Wolken in meinem Kaffe, und du bist so eingebildet.“

Nach Erscheinen der Single und dem großem Erfolg begannen Medien und Fans zu fragen, wer denn dieser schreckliche Kerl sein könnte, um den es in diesem Lied ging. Bis heute wird gerätselt, vermutet, geraten, verschworen, denn es kursieren Namen über Namen. Über die Jahre entstand eine erstaunlich lange Liste von Prominenten und nicht Prominenten, die alle in den Verdacht gerieten der aufgeblasene Fatzke zu sein, von dem in diesem Song die Rede ist.

Erster in dieser Liste war Mick Jagger. Carly Simon war bereits im Studio als Mick Jagger das Gerücht hörte, Simon nehme einen bösen Song über ihn auf. Ein Song über die eitlen Eigenschaften des großen Rockstars und Frauenhelden Jagger. Konnte das stimmen? Mick Jagger wollte es genau wissen und fuhr in das Studio, in dem Carly Simon inzwischen damit beschäftigt war den Song einzusingen. Mick Jagger gefiel der Song. Er entschied sich spontan mitzusingen. In der Tat, wenn man genau hinhört, erkennt man Jaggers Stimme im Refrain.

Carly Simon ließ ziemlich schnell wissen, noch bevor der Song 1972 herauskam, der böse Song handele nicht um eine spezielle Person. Also alles nur Erfindung? Künstlerische Freiheit? Erst 1983, nachdem die Welt bereits über zehn Jahre rätselte, verriet sie der Washington Post: Es ist nicht Mick Jagger.

1989 gab Carly Simon bekannt, dass der Song ein wenig Warren Beatty beschrieb, einer der drei Männer aus ihren Zeiten in Los Angeles. 2007 bestätigte Beatty in einem Interview: „Ja, der Song handelt über mich!“ Bestätigt ist auch, dass Beatty Carly Simon in einem Telefonat für diesen Song dankte.

In „You’re So Vain“ ist von einem aprikot farbenen Schal die Rede, den der vermeintliche Ex-Liebhaber trug. 2001 sagte Carly Simon, dass der Schauspieler Nick Nolte einen solchen Schal einst trug. War es also der eitle Nolte?

Im Laufe der Jahre heizte Carly Simon das Spiel über die Suche nach dem geheimnisvollen arroganten Widerling immer mehr an, in dem sie Buchstaben nannte, die im Namen des Betreffenden vorkämen: A, E und R.

mick jAggER?

wARREn beAtty?

Bevor Carly Simon den Song schrieb war sie mit James Taylor verheiratet. Immer wieder bestätigte sie, dass dieser definitiv NICHT derjenige welche sei, über den sie so bitter herzog.

Die Presse brachte weitere Namen ins Spiel: David Bowie, David Cassidy, Cat Stevens…

2003 wurde das Rätselraten sogar zu einer Geschäftsidee: Auf einer Benefiz-Auktion wurde das Recht versteigert, den wirklichen Namen zu erfahren. Für 50.000 US$ ersteigerte der Präsident von NBC Sports, Dick Ebersol, die wahre Identität des Übeltäters. Carly Simon trat in Ebersols Haus auf, sang den Song und flüsterte anschließend den wirklichen Namen in Ebersols Ohr. Leider war mit dem „Erwerb des Namens“ nicht das Recht verbunden den Namen zu veröffentlichen. Ebersol schweigt sich bis heute darüber aus. Den einzigen Hinweis den er gab: Der Buchstabe E kommt in dem Namen vor. Was für eine Neuigkeit! Das wusste die Welt bereits.

2005 sagte Simons Ex-Mann Jim Hart, dass er sich sicher sei, dass der betreffende Mann dieses Liedes kein Prominenter sei.

Im November 2009 war Carly Simon zu Gast in der Radio-Sendung WNYC’s Soundtrack und verriet, dass in einer frühen Version, einer alten Aufnahme, zu hören sei wie sie den Namen des Betreffenden flüstert. Am nächsten Tag fand die Radio-Crew des Senders etwas anderes heraus: Rückwärts gespielt erkennt man in dem Song ein geflüstertes „ovid“, dass sich wie „David“ anhöre. Aha!! Der Beschuldigte ist also ein David! Es kam der Name David Geffen ins Spiel. Der berüchtigte Platten-Produzent. Er konnte es schließlich auch nicht sein, denn Carly Simon lernte David Geffen erst nach der Entstehung des Liedes kennen.

Um die Verwirrung noch größer zu machen erzählte Carly Simon, dass der Mann des Songs „You’re So Vain“ sich eigentlich aus drei verschiedenen Männern zusammensetze, sozusagen eine Mischung aus drei eitlen Herren sei, die sie so gequält haben. Die arme Frau.

Am Ende, Heute, wissen wir noch immer nicht wer es denn nun war, den Carly Simon mit diesem Song unsterblich machte. Wollen wir es denn wissen? Ist es nicht besser es bleibt ein Geheimnis und wir können immer wieder darüber spekulieren? Wer trägt die Buchstaben A, E und R in seinem Namen?
Mein Name als Autor dieses Artikels ist Sascha Alexander Wanke. Ich trage alle drei benannten Buchstaben in meinem Namen.  Jedoch war ich bei Erscheinen von „You’re So Vain“ ein Jahr alt und hatte nie persönlichen Kontakt mit Carly Simon, also denken sie nicht mal daran….