Wer ist denn nun?
Vor 1972 Jahren schaffte die amerikanische Sängerin und Songschreiberin Carly Simon ihren internationalen Durchbruch mit dem Album „Secrets“ und der daraus ausgekoppelten Single „You’re So Vain“. Der Song begründete zugleich eines der langlebigsten Geheimnisse der Rock-Geschichte. Wer kennt nicht die eingängigen, von Klaus Voormann gespielten Bassläufe, die das Lied anstimmen? Wir alle genießen noch heute das einsetzende Piano und die klare Stimme Simons, die von einem Mann singt, der ein eitler Gockel sein muss, der sich für den Besten hält und glaubt er sei der Nabel der Welt.
„Du denkst bestimmt, dieser Song ist über dich? Nicht wahr?“
Es ist eine Abrechnung mit jemandem, der Carly Simon wohl sehr nahe stand. Sarkastisch geschrieben, böse, vernichtend:
„You had me several years ago
When I was still quite naive
Well, you said that we made such a pretty pair
And that you would never leave
But you gave away the things you loved
And one of them was me
I had some dreams they were clouds in my coffee
Clouds in my coffee and
You’re so vain“
„Du hattest mich vor ein paar Jahren. Ich war so naiv. Du sagtest wir waren ein hübsches Paar und dass du mich niemals verlassen würdest. Doch du hast alle Dinge die du liebtest weggeworfen, eines davon war ich! Ich hatte Träume, doch sie waren wie Wolken in meinem Kaffe, und du bist so eingebildet.“
Nach Erscheinen der Single und dem großem Erfolg begannen Medien und Fans zu fragen, wer denn dieser schreckliche Kerl sein könnte, um den es in diesem Lied ging. Bis heute wird gerätselt, vermutet, geraten, verschworen, denn es kursieren Namen über Namen. Über die Jahre entstand eine erstaunlich lange Liste von Prominenten und nicht Prominenten, die alle in den Verdacht gerieten der aufgeblasene Fatzke zu sein, von dem in diesem Song die Rede ist.
Erster in dieser Liste war Mick Jagger. Carly Simon war bereits im Studio als Mick Jagger das Gerücht hörte, Simon nehme einen bösen Song über ihn auf. Ein Song über die eitlen Eigenschaften des großen Rockstars und Frauenhelden Jagger. Konnte das stimmen? Mick Jagger wollte es genau wissen und fuhr in das Studio, in dem Carly Simon inzwischen damit beschäftigt war den Song einzusingen. Mick Jagger gefiel der Song. Er entschied sich spontan mitzusingen. In der Tat, wenn man genau hinhört, erkennt man Jaggers Stimme im Refrain.
Carly Simon ließ ziemlich schnell wissen, noch bevor der Song 1972 herauskam, der böse Song handele nicht um eine spezielle Person. Also alles nur Erfindung? Künstlerische Freiheit? Erst 1983, nachdem die Welt bereits über zehn Jahre rätselte, verriet sie der Washington Post: Es ist nicht Mick Jagger.
1989 gab Carly Simon bekannt, dass der Song ein wenig Warren Beatty beschrieb, einer der drei Männer aus ihren Zeiten in Los Angeles. 2007 bestätigte Beatty in einem Interview: „Ja, der Song handelt über mich!“ Bestätigt ist auch, dass Beatty Carly Simon in einem Telefonat für diesen Song dankte.
In „You’re So Vain“ ist von einem aprikot farbenen Schal die Rede, den der vermeintliche Ex-Liebhaber trug. 2001 sagte Carly Simon, dass der Schauspieler Nick Nolte einen solchen Schal einst trug. War es also der eitle Nolte?
Im Laufe der Jahre heizte Carly Simon das Spiel über die Suche nach dem geheimnisvollen arroganten Widerling immer mehr an, in dem sie Buchstaben nannte, die im Namen des Betreffenden vorkämen: A, E und R.
mick jAggER?
wARREn beAtty?
Bevor Carly Simon den Song schrieb war sie mit James Taylor verheiratet. Immer wieder bestätigte sie, dass dieser definitiv NICHT derjenige welche sei, über den sie so bitter herzog.
Die Presse brachte weitere Namen ins Spiel: David Bowie, David Cassidy, Cat Stevens…
2003 wurde das Rätselraten sogar zu einer Geschäftsidee: Auf einer Benefiz-Auktion wurde das Recht versteigert, den wirklichen Namen zu erfahren. Für 50.000 US$ ersteigerte der Präsident von NBC Sports, Dick Ebersol, die wahre Identität des Übeltäters. Carly Simon trat in Ebersols Haus auf, sang den Song und flüsterte anschließend den wirklichen Namen in Ebersols Ohr. Leider war mit dem „Erwerb des Namens“ nicht das Recht verbunden den Namen zu veröffentlichen. Ebersol schweigt sich bis heute darüber aus. Den einzigen Hinweis den er gab: Der Buchstabe E kommt in dem Namen vor. Was für eine Neuigkeit! Das wusste die Welt bereits.
2005 sagte Simons Ex-Mann Jim Hart, dass er sich sicher sei, dass der betreffende Mann dieses Liedes kein Prominenter sei.
Im November 2009 war Carly Simon zu Gast in der Radio-Sendung WNYC’s Soundtrack und verriet, dass in einer frühen Version, einer alten Aufnahme, zu hören sei wie sie den Namen des Betreffenden flüstert. Am nächsten Tag fand die Radio-Crew des Senders etwas anderes heraus: Rückwärts gespielt erkennt man in dem Song ein geflüstertes „ovid“, dass sich wie „David“ anhöre. Aha!! Der Beschuldigte ist also ein David! Es kam der Name David Geffen ins Spiel. Der berüchtigte Platten-Produzent. Er konnte es schließlich auch nicht sein, denn Carly Simon lernte David Geffen erst nach der Entstehung des Liedes kennen.
Um die Verwirrung noch größer zu machen erzählte Carly Simon, dass der Mann des Songs „You’re So Vain“ sich eigentlich aus drei verschiedenen Männern zusammensetze, sozusagen eine Mischung aus drei eitlen Herren sei, die sie so gequält haben. Die arme Frau.
Am Ende, Heute, wissen wir noch immer nicht wer es denn nun war, den Carly Simon mit diesem Song unsterblich machte. Wollen wir es denn wissen? Ist es nicht besser es bleibt ein Geheimnis und wir können immer wieder darüber spekulieren? Wer trägt die Buchstaben A, E und R in seinem Namen?
Mein Name als Autor dieses Artikels ist Sascha Alexander Wanke. Ich trage alle drei benannten Buchstaben in meinem Namen. Jedoch war ich bei Erscheinen von „You’re So Vain“ ein Jahr alt und hatte nie persönlichen Kontakt mit Carly Simon, also denken sie nicht mal daran….