Kapitel I
Die Situation
Das Leuchten am großen Tor
ist von Stellwänden verdeckt.
Dein Versuch sie zu umrunden
erscheint kläglich und klein.
Der geworfene Stein passiert
die Wände und fällt mit dumpfen
Ton dahinter pochend nieder.
Wenn doch der Stein dem Leuchten
verkünden könnte wer ihn warf.
Du stehst noch immer auf dem Weg
und betrachtest die hohen Wände
mit Ehrfurcht und rasendem Zorn.
Das Leuchten, das weißt du genau,
ist die Reinste aller Wahrheiten.
Beschreibungen Weniger, die das
Leuchten einst sahen, lassen dich
ungläubig und aufbegehrend zurück.
Die Wenigen erbauten einst die Wände
um das Leuchten für dich und mich
unzugänglich erscheinen zu lassen
und nur für sich selbst, den Wenigen,
ein mächtiges Privileg zu erschaffen.
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Kapitel II
Die Lüge
Wie ein großes Banner
wird die Lüge vor unseren Augen
ausgebreitet und präsentiert.
Die Lüge bestimmt unser Leben.
Wir hören sie oft und immer wieder.
Sie wurde zu unserer neuen Wahrheit,
die uns genüsslich und frech grinsend
ohne Skrupel dargelegt wird.
Wir glauben an sie, wir sterben für sie.
Sie ist das Gebot der Wenigen, unumstößlich.
Wer die neue Wahrheit vehement leugnet,
sie bezweifelt, bekämpft und entlarvt
gilt als der eigentliche Lügner.
Der Glaube der Mehrheit, gespeist
und gefestigt von den schlauen Wenigen,
gilt als das Gesetz der treuen Vernunft.
Die neue Wahrheit ist ein schaler Atem,
Sie haucht uns das falsche Leben ein
und nimmt es uns zur gleichen Zeit.
Sie verursacht die Kriege, das Leid
und die bittere Armut.
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Kapitel III
Das Wissen
Sie waren da und legten
die Grundsteine des Wissens.
Wir waren vergesslich
und schütteten die Erkenntnisse
mit Zeit und Erde wieder zu.
Im Inneren unseres Geistes
formten wir woran wir glauben
und nahmen es als Grundlage
unseres unerklärlichen Daseins.
Wir kämpften für unser Wissen,
das tief in uns stetig wuchs
aber sich nie beweisen ließ.
Aus dem Boden gruben wird
alte Relikte und morsche Knochen
und die Wenigen erfanden
einfach erklärbare Theorien
um uns alle zu verstummen.
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Kapitel IV
Die Gier
Wir strecken unsere Hände aus
um zu erhalten was wir benötigen.
Wir geben unseren letzten Besitz
für die Almosen des Überlebens.
Die Wenigen lächeln uns an
und geben nur ein kleines Etwas
von ihren Reichtümern an uns ab.
Auch sie halten die Hände auf
und nehmen mehr als sie geben.
Unser Wille ist gebrochen und giert
nach dem Mammon unseres Daseins.
Sobald wir alles verbraucht haben
startet unser lautes Flehen erneut.
Wir wollen das Elend nicht sehen
weil wir selbst längst darin festsitzen.
Als Gefangene des wirren Kreislaufs
enden wir unerhört und geschlagen.
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Kapitel V
Die Angst
Massen halten zusammen
wenn die Angst sie regiert.
Die herrschenden Kräfte
nutzen die Einschüchterung,
die durch die Angst entsteht
und spielen sie gewollt aus.
Das Leben wird bestimmt
von der Macht der Furcht.
Sie treibt uns stet an,
verleitet uns zum Kampf.
Es ist unbedeutend
ob es die wahre oder die
gelogene, falsche Furcht ist.
Die Lüge legt die Ängste
breit in unsere Bewusstsein
und führt uns gezielt
in die Basis und Tiefen
unserer gelenkten Existenz.
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Kapitel VI
Der Weg
Einst entschiedest du
welcher Vater dich zeugen,
welche Mutter dich gebären sollte.
Du begannst deine Zeit
auf Erden und lerntest
was dich ausmacht und stärkt.
In dieser, unseren Dimension
folgst du der, vor dir liegenden,
und wahren, eigenen Spur.
Erfahrungen sammelnd und
nicht nachlassend begierig,
auf der Linie fortschreitend,
gewinnst du die Erkenntnisse,
die wichtig für dein Dasein sind.
Am Ende des langen Weges
wirst du übergehen in den schönen
und wahrhaft vertrauten Bereich
aus dem du entsprangst.
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Kapitel VII
Der Anstand
Das Gesetz der Moral
und der Anständigkeit
wird von den Wenigen
über uns gestülpt.
Wir nehmen es an
ohne es zu hinterfragen.
Die Moral und der Tod
werden miteinander verbunden
und niemand stellt es in Frage.
Die eigentlich wahre und
ehrliche Moral drückt sich aus
in fest gelebter Liebe,
Güte und Menschlichkeit.
Die Wenigen bezweifeln oft
die tiefe Verbundenheit
zweier Menschen und bewerten
es nach ihrer falschen Moral
und dem daraus erdachten Gesetz.
Körperlichkeit wurde zur Frage
und Inhalt einer falschen Moral,
die uns aufgezwungen wurde.
Wenn der Übergang uns ereilt,
vom Körper in die andere Welt,
wird die uns stets gepredigte Moral
nicht wichtig oder entscheidend sein.
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Kapitel VIII
Der Übergang
Es ist nicht vorbei
wenn wir die Augen schließen
und der weiße Schleier fällt.
Eine neue Ebene öffnet sich
und umschließt uns sanft.
Wir sind frei und leicht,
schwebend und körperlos.
Die Last verfliegt und dann,
wenn wir es annehmen,
sind wir ein Teil des Lichts.
Eine große Halle nimmt uns auf
und ein prächtiges Gefühl
keimt auf um uns zu ernähren.
Wir sind erfüllt von einer leisen
und eindringenden Stimme,
die uns erweckt und Leben schenkt.
Der Traum wird wahrhaftig
und endlos sein.
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Kapitel IX
Das Ganze
Wir gehen zurück
an unseren Ursprungsort.
Das Ende ist immer
auch der Anfang.
Was wir als Beginn der Zeit
und des Universums kennen
ist nur die logische Entwicklung
von gültigen Regeln der
Mathematik und Physik,
die schon zuvor bestanden
und die Schaffung des Raums,
der Zeit des Lebens
erst möglich machten.
Der Anfang war somit nur
eine weitere Etappe.
Der Geist und das Wissen
waren die Voraussetzung.
Die Regeln sind unendlich
in ihrem Bestand.
Sie weichen nicht ab
und sind der Kern
unseres Seins.
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weitere Kapitel folgen
von Jonas M. Holmstedt