Der Begriff „Weltkrieg“ jagt uns Angst ein. Die Geschichte des 20 Jahrhunderts hat uns gelehrt, dass Weltkriege immenses Leid und große Veränderungen in den geopolitischen Machtverhältnissen mit sich bringen. Mit dem Blick auf den Konflikt in und um Syrien würde keiner von einem Weltkrieg sprechen. Vielleicht sind wir aber bereits an genau diesem Punkt angelangt. In der Begriffserklärung des Wortes „Weltkrieg“ ist der Duden eindeutig: „Krieg, an dem viele Länder der Welt, besonders die Großmächte beteiligt sind“. Es heißt also nicht, dass Deutschland im Mittelpunkt stehen muss oder die westliche Allianz bestimmt, wann ein Krieg als Weltkrieg bezeichnet werden kann. Wenn wir uns den Syrienkonflikt anschauen, müssen wir erkennen, dass nach Definition des Duden die Voraussetzungen für einen Weltkrieg gegeben sind. Je nach Sichtweise sind 15-20 oder mehr Staaten an dem Krieg in Syrien direkt oder indirekt beteiligt, mit einbezogen die sog. Großmächte. Dazu kommt, dass sich die Großmächte USA und Russland in diesem Krieg mit teils gleichen und auch unterschiedlichen Interessen gegenüberstehen. Eine militärische Konfrontation ist daher nicht auszuschließen.
Was passiert in Syrien und warum ist es ein „kleiner Weltkrieg“?
Die Anfänge des Krieges in Syrien kann man mit einer Revolution vergleichen. Inländische Rebellen kämpften gegen das staatliche Militär um den Machthaber Assad zu stürzen. Der Konflikt wurde durch das Eingreifen des Islamischen Staats verschärft. Diese barbarische Terrorgruppe schaffte es in den staatlich geschwächten Ländern Syrien und Irak Gebiete zu erobern um einen eigenen Staat, ein Kalifat auszurufen. Die Brutalität des IS war beispiellos und überzog zusätzlich westliche Staaten mit Terroranschlägen durch ideologisch rekrutierte Personen, die zum Großteil in den betroffenen Ländern lebten. Der Syrische Präsident Assad hatte es plötzlich mit mehreren Gegnern in seinem eigenen Land zu tun. Nicht nur die Rebellen gegen ihn splitteten sich in verschiedene Gruppen, auch der IS machte eine ganz eigene Front gegen alles und jeden auf, die nicht ihren ideologisch und religiös verblendeten Vorstellungen entsprachen. Dazu kämpfte auch Assad auf sehr brutale Weise mit hohen zivilen Opferzahlen und Giftgas-Einsätzen.
Aufgeschreckt durch die Terroranschläge in den eigenen Ländern und den grausamen Giftgas-Einsätzen in Syrien machte der „Westen“ mobil. Die USA bildete eine Allianz gegen den Islamischen Staat und griff militärisch ein. Auch Assad wurde zum Gegner und es war das ursprüngliche Ziel, Assad durch eine andere Regierungsform in Syrien zu ersetzen.
Assad ist Russlands wichtigster Verbündeter in der Region. Ein sog. „Regime Change“ kommt für Russland nicht in Frage. Präsident Putin machte Russland somit zum größten militärischen Helfer Assads. Auch der Iran war mit von der Partie als natürlicher Verbündeter Syriens.
Der Allianz der USA traten zahlreiche Staaten bei um den IS zu bekämpfen und um die Flüchtlingsströme aus Syrien einzudämmen.
Die Schilderung der Ereignisse ist stark verkürzt und vereinfacht und soll nur die Grundlage bilden für die Behauptung, dass es sich in Syrien zumindest um einen kleinen Weltkrieg handelt.
Hier eine nicht vollständige Liste der involvierten Staaten:
USA – Die USA griffen erst ein als der IS sich verbreitete. Auch ein „Regime Change“ in Syrien war die ursprüngliche Idee. Durch grausame Giftgaseinsätze aufgeschreckt, flogen die USA mit ihren Verbündeten Angriffe auf Syrien. Inzwischen überlegen die USA ihre Truppen aus und um Syrien abzuziehen.
Russland – Assad ist schon lange wichtigster Verbündeter Russlands in der Region. Zusätzlich kämpft Russland auch gegen den IS und stimmt sich dabei mit den USA ab. Vorrangiges Ziel Russlands ist es jedoch Assad im Amt zu halten. Die Luftangriffe auf Syrische Stellungen durch die USA und deren Verbündete lehnt Russland ab.
Iran – Syrien ist der wichtigste Verbündete des Iran und unterstützt daher, in Zusammenarbeit mit Russland, Assad
Türkei – ist für den Sturz von Assad und stellt Flughäfen für die USA zur Verfügung. Außerdem nimmt die Türkei eine Sonderrolle im Syrienkonflikt ein. In einem scheinbar vollkommen isolierten Konflikt bekämpft die Türkei grenznahe, kurdische Gebiete um, nach ihren Aussagen, den kurdischen Terrorismus zu bekämpfen. Zusätzlich beteiligt sich die Türkei am Kampf gegen den IS. Durch Die Flüchtlingsströme aus Syrien ist die Türkei mit am Stärksten betroffen und nimmt noch immer eine große Zahl an Flüchtlingen auf.
Saudi Arabien – trat der Allianz der USA bei und fliegt Angriffe gegen den IS in Syrien. Außerdem ist Saudi Arabien für den Sturz von Assad.
Katar – ist ebenfalls in der Allianz und unterhält den wichtigsten Stützpunkt der Koalition gegen den IS auf seinem Gebiet. Dazu unterstützt das Land islamische Rebellen in Syrien mit militärischen Ausbildern und Waffen.
Großbritannien – ist für den Sturz von Assad und gleichzeitig von IS-Terrorismus betroffen und flog Angriffe auf Syriens Giftgasfabrikationen
Frankreich – ist ebenfalls stark von islamistischem Terror betroffen und flog Angriffe unter anderem auf Stellungen des IS in Syrien. Frankreich sieht Assad sehr kritisch und fordert dessen Sturz. Bei den Luftangriffen auf Syrische Giftgaseinrichtungen war Frankreich maßgeblich beteiligt.
Jordanien – nahm Unmengen von syrischen Flüchtlingen auf und trat der Koalition der Amerikaner bei.
Libanon – ist indirekt an dem Krieg beteiligt durch das Eingreifen der Hisbollah
Bahrein, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate – sind der Allianz beigetreten um den Einfluss Irans in Syrien zu begrenzen. Allerdings bleibt der Iran einer ihrer wichtigsten Handelspartner.
EU – trat der Koalition der Amerikaner gegen den IS bei. Das starke Interesse liegt unter anderem an der Eindämmung der sog. Flüchtlingskrise. Nicht alle EU-Staaten nehmen an militärischen Aktionen teil aber wichtige europäische Vertreter der Allianz sind neben Großbritannien und Frankreich auch Italien, Polen, Dänemark und Deutschland.
China – ist ebenfalls im Spiel, da sie Russland im Weltsicherheitsrat gegen die USA unterstützen und somit wichtige Resolutionen verhindert.